Ende Juni war es für neun Athleten aus Deutschland so weit: Sie traten die abenteuerliche Reise nach Ungarn an, um dort vom 22. bis 25. Juni 2023 bei der WKSF Weltmeisterschaft im Kettlebellsport ihr Können unter Beweis zu stellen. Vorausgegangen war die Qualifikation bei der Deutschen Meisterschaft im Februar und wochenlange harte Vorbereitung auf den Wettkampf.

Ankunft und Eröffnungsfeier

Da der Wettkampf nicht – wie ursprünglich geplant – in Budapest, sondern im etwa 190 km südöstlich gelegenen und eher ländlich geprägten Hódmezővásárhely stattfand, stellte bereits die Anreise eine Herausforderung dar. Bei Temperaturen von knapp 40 °C stand den Athleten der Schweiß auf der Stirn, als sie am Donnerstagnachmittag schließlich die Sporthalle erreichten.

Nach der Registrierung des Teams und dem erfolgreichen Einwiegen der Athleten bildete die Eröffnungszeremonie am Abend den Auftakt für die kommenden Tage. Über 500 Teilnehmer aus 32 Nationen liefen in die Sporthalle ein und wurden feierlich begrüßt. Das deutsche Team war mit sechs unserer Sportler vertreten und stimmte sich schon einmal auf die Wettkämpfe ein. Das Programm ging bis in die späten Abendstunden: Ungarische Athleten demonstrierten ihre Künste im Kettlebell-Juggling, danach führte eine traditionelle Tanzgruppe ihre ungarische Folklore auf.

Nach einem anstrengenden Anreisetag hieß es dann für unsere Athleten, den Abend entspannt ausklingen zu lassen und sich noch einmal mental auf den kommenden Wettkampf vorzubereiten. Denn am folgenden Tag starteten bereits die Longcycler.

1. Wettkampftag – Long Cycle

Am Freitag gingen Sebastian Kondla, Sascha Steger, Fabio Cappai sowie Silvia Hoch im Longcycle an den Start. Bei Temperaturen von über 40°C in der Halle und nagelneuen Kettlebells waren die Wettkampfbedingungen alles andere als optimal. Unsere Sportler zeigten dennoch herausragende Leistungen und wurden vom deutschen Team kräftig angefeuert.

Sebastian Kondla machte den Anfang und konnte sich souverän gegen die starke Konkurrenz aus Moldawien und Spanien durchsetzen. Mit einer persönlichen Bestleistung errang er die Goldmedaille und damit den Weltmeistertitel. Direkt im nächsten Flight ging Sascha Steger an den Start. Ein spannender Endspurt sicherte ihm die Silbermedaille hinter Tschechien und vor den USA. Kurz darauf betrat Fabio Cappai die Plattform und trat in der Masters-Kategorie für das deutsche Team an. Leider fand der Weltmeister des Vorjahres nicht in sein Set hinein und musste die Kugeln vorzeitig abstellen, nachdem er zunächst in Führung gegangen war. Als letzte deutsche Athletin trat Silvia Hoch in einem stark besetzten Flight in der Profi-Klasse an. Konzentriert und ruhig kämpfte sie sich durch die zehn Minuten und erreichte ein hervorragendes Ergebnis.

Am Ende des ersten Tages hatte das deutsche Team folgende Platzierungen erzielt:

  • Sebastian Kondla (Long Cycle Amateur 24 kg, 87 kg, 1. Platz)
  • Sascha Steger (Long Cycle Amateur 24 kg, 95 kg, 2. Platz)
  • Fabio Cappai (Long Cycle Master 40-49y 24 kg, 95/+95 kg, 4. Platz)
  • Silvia Hoch (Long Cycle Elite 20 kg, 65/75/+75 kg, 5. Platz)

Beim gemeinsamen Abendessen in einem ungarischen Restaurant feierte das Team die ersten Erfolge und ließ den Wettkampftag gemütlich ausklingen. Später im Hotelzimmer stimmten sich die Biathleten langsam aber sicher auf ihre Sets am folgenden Tag ein. Draußen regnete es heftig, ein schweres Gewitter zog auf und plötzlich fiel überall in Hódmezővásárhely der Strom aus. Der Wetterumschwung kam genau richtig: Am nächsten Morgen war es deutlich kühler als die Tage zuvor – optimale Bedingungen für weitere erfolgreiche Sets.

2. Wettkampftag – Biathlon

Auch am Samstag starteten die Flights aufgrund der hohen Teilnehmerzahl bereits früh am Morgen. Vormittags gingen die Amateure und anschließend die Masters an den Start, während es am Nachmittag die Leistung der Profis zu bestaunen gab. Beim Kettlebell-Biathlon starten die Sportler in zwei Einzeldisziplinen: dem Stoßen und dem Reißen. Da beide Disziplinen für das Endergebnis zusammengerechnet werden, kommt es hier oft zu spannenden Zweikämpfen und interessanten Wendungen.

Den Anfang für das deutsche Team machte Torsten Baltz. Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen gegen einen starken brasilianischen Athleten errang er mit einer beeindruckenden Leistung die Silbermedaille. In der Masters-Kategorie startete anschließend Stefan Makowsky und konnte insbesondere mit seinem starken Ergebnis im Snatch punkten. Er sicherte die Bronzemedaille für das deutsche Team. Anschließend betrat Vladislav Shamardin die Plattform. In der Masters-Kategorie ließ er den Großteil der Konkurrenz mit einem starken Ergebnis hinter sich und erreichte den 2. Platz. Mykola Mosiichuk startete kurz darauf in der Profi-Klasse und zeigte eine beeindruckende Leistung, die mit der Bronzemedaille belohnt wurde. Als letzte Athletin des Tages stellte Christine Wanner ihr Können im Snatch unter Beweis. Mit einer persönlichen Bestleistung sicherte sie sich die Silbermedaille in der Masters-Kategorie.

Auch der zweite Wettkampftag brachte für das deutsche Team sehr gute Platzierungen und einige Medaillen mit sich:

  • Torsten Baltz (Biathlon Amateur 24 kg, 87/95/+95 kg, 2. Platz)
  • Stefan Makowsky (Biathlon Master 50-59y 24 kg, 80/87 kg, 3. Platz)
  • Vladislav Shamardin (Biathlon Master 50-59y 24 kg, 90/+95 kg, 2. Platz)
  • Mykola Mosiichuk (Biathlon Elite 32 kg, 80/87/95 kg, 3. Platz)
  • Christine Wanner (Snatch Master 55-64y 12 kg, 75/+75 kg, 2. Platz)

Erstklassige Organisation mit kleinen Mängeln

Für die Zuschauer und die Teams, die in der Halle für Stimmung sorgten, war es indes nicht immer leicht, das Wettkampfgeschehen zu verfolgen. Leider fehlten Bildschirme, auf denen normalerweise die Wiederholungszahlen gut sichtbar für das Publikum angezeigt werden. Hinzu kam, dass nach den neuen Regeln der WKSF bei geringer Teilnehmerzahl mehrere Gewichtsklassen zusammengefasst wurden, um die sportliche Herausforderung für die Athleten zu steigern. Die leichteren Athleten erhielten aus Gründen der Fairness aber einen Vorteil: Ihre Wiederholungszahlen wurden mit einem höheren Koeffizienten verrechnet als bei den schwereren Gewichtsklassen – wer so das höchste Ergebnis erzielt, gewinnt. Diese Regelung führte allerdings dazu, dass die Zuschauer und Athleten oft erst im Nachhinein aus den Protokollen entnehmen konnten, wer den Flight gewonnen hatte. Davon abgesehen, wurde die Weltmeisterschaft von einem sympathischen Team der WKSF und den Gastgebern sehr gut organisiert.

3. Wettkampftag – Halbmarathon

So langsam neigte sich die WM nun dem Ende zu und einige unserer Athleten mussten sich schon wieder auf ihre Abreise vorbereiten. Zuvor feierten die Sportler aber natürlich die bisher erreichten Erfolge, genossen einmal mehr die ungarische Küche und schmiedeten schon Pläne fürs Training in den nächsten Monaten.

Der Sonntag und damit der letzte Tag der WM war ganz dem Kettlebell-Halbmarathon gewidmet. Hier geht es darum, die Kettlebell 30 Minuten lang zu liften. Handwechsel sind beliebig oft erlaubt, jedoch darf das Gewicht unter keinen Umständen vorzeitig abgesetzt werden, da der Athlet sonst disqualifiziert wird. Torsten Baltz ging für das deutsche Team im One Arm Jerk an den Start und ließ sich nicht anmerken, dass er schon am Vortag im Biathlon Spitzenleistungen erbracht hatte. Mit 541 Wiederholungen sicherte er sich die Bronzemedaille und stellte zugleich einen neuen deutschen Rekord auf:

  • Torsten Baltz (HM OAJ Amateur 24 kg, 74/87/+87 kg, 3. Platz)

Deutschland in der Gesamtwertung auf Platz 13

Nach den letzten Wettkämpfen hieß es nun auch für die verbliebenen Sportler langsam Abschied nehmen. Zum Abschluss der diesjährigen Weltmeisterschaft wurden in einer finalen Siegerehrung die besten Teams ausgezeichnet. Den ersten Platz belegte Italien, gefolgt von der Ukraine und den USA. Deutschland erreichte mit einer Goldmedaille, vier Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen den 13. Platz. Auf diese Leistung können die deutschen Kettlebell-Sportler stolz sein.

Wie immer bei einem solchen Event nehmen die Teilnehmer aber nicht nur Medaillen und Pokale mit nach Hause. Es sind vielmehr die Erfahrungen und schönen Momente, die noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Der Sport verbindet Menschen und oft entstehen sogar echte Freundschaften. Alle Athleten sind inzwischen wieder sicher zu Hause angekommen und freuen sich schon auf die nächste Weltmeisterschaft.

 

Silvia Hoch & Sascha Steger